In einer Bodensenke zwischen Rehbach und Zell im Odenwald, inmitten von grünen Wiesen und Feldern, ragt eine 15 Meter große Parabolantenne in die Höhe. Diese und das dazugehörige Gebäude der ESOC-Bodenstation (Europäisches Raumflugkontrollzentrum) sind seit vielen Jahren baufällig und wurden als sogenannter „Lost Place“ bekannt, ein verlassener, vergessener Ort.

Jetzt gibt es konkrete Pläne für die Zukunft der Bodenstation. Prof. Kerstin Schultz, Architektin, Vorsitzende des Naturschutzzentrum Odenwald (NZO) und Lehrende im Bereich Architektur an der Hochschule Darmstadt, wurde 2019 auf das Gebäude aufmerksam. Durch ihre Arbeit im NZO kam sie mit dem Besitzer Walter Scharmann in Kontakt, der das Gebäude 2014 übernahm und zudem ein 50 Hektar großes Biotop um das Grundstück herum besitzt.

- Anzeige -

Die Bodenstation und die Antenne dienten von den frühen 70er-Jahren bis Anfang der 2000er der Wetterbeobachtung und der Datenverarbeitung des Satelliten Meteosat. Die Anlage sei technisch zu dieser Zeit sehr fortschrittlich gewesen, so der Michelstädter Bürgermeister Dr. Tobias Robischon. Nachdem in den frühen 2000er-Jahren die Arbeit in der ESOC-Bodenstation aufgegeben wurde, ist diese von einer nachrichtentechnischen Systementwicklungsgesellschaft mit Sitz in München übernommen worden, die aber nach dem Tod des Inhabers pleite ging.

Ab 2010 wurde die Immobilie aufgrund des zunehmendem Vandalismus, zu einem Problem.

Im September 2021 entwickelte Schultz mit den Architekturstudenten der Hochschule Darmstadt das Projekt „Zwischen Himmel und Erde“ für die Weiternutzung der Bodenstation. Inzwischen wurden das Gelände und das Gebäude entmüllt. Eine der ersten Überlegungen des Projekts sei gewesen, wie sich das Thema Raumfahrt und Naturschutz verbinden lässt. „Ich möchte, dass man sich einerseits an diesen Innovationsstandort im Odenwald erinnert, aber weiterhin auch mit dem Erbe arbeitet“, betont Schultz.

Verschiedene Ausstellungsräume mit Kunst und Forschungsprojekten zum Thema und Fotoausstellungen seien geplant. „Es muss aber noch genauer geprüft werden, inwieweit die Räume nutzbar sind.“

Auch die Genehmigungen der Gemeinde müssen noch eingeholt werden. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagt Schultz. Die Umbauphasen sollen bis April/Mai 2022 beginnen und das Konzept zur Dauernutzung des Gebäudes bis 2024 ausgearbeitet werden. Auch die Parabolantenne soll als Teil der Ausstellung genutzt werden.

„Nach der Eröffnung hätte jeder Zutritt.“ Das Gebäude soll als Erlebnis- und Ausflugsort in die Landschaft integriert und mit dem 50 Hektar großen Biotop außenherum verbunden werden. Außerdem ist ein Mobilitätskonzept für die Anfahrt ohne Auto geplant. Finanziert wird das Vorhaben durch den Besitzer der ESOC-Bodenstation, Walter Scharmann. Für ihn sei es ein echtes Herzensprojekt.

Jedoch sind nicht alle dem Projekt wohlgesonnen. „Viele Menschen vor Ort möchten, dass das Gebäude abgerissen wird“, meint Schultz. Es gäbe aber auch Interessenten, die die Pläne unterstützen würden, wie die Naturschutzverbände, Künstler und Künstlerinnen in den Bereichen Musik und Kunst und die Technische Universität Darmstadt (TU). Auch Robischon äußert sich positiv: „Die Stadt nimmt mit Erleichterung zur Kenntnis, dass sich an dieser Stelle etwas tut.“

Derzeit ist das Gebäude noch nicht betretbar und wird videoüberwacht, da es trotz der Absperrungen immer noch vermehrt zu Vandalismus kommt. Jana Weiß

-> Bei Interesse an dem Projekt kann man sich an Prof. Kerstin Schultz per E-Mail unter: ks@clickliquid.de wenden

Vorheriger Artikel44-Jährige mit 3,78 Promille am Steuer erwischt
Nächster ArtikelEin unbeteiligter Schwerverletzter bei illegalem Autorennen auf B45

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein