Foto: Clarissa Yigit

Für viel Aufsehen sorgte in der vergangenen Woche der Plan des Uniklinikums Gießen, in dem fortan positiv getestete Mitarbeiter Patienten versorgen dürfen. Zwar nur unter der Auflage, dass diese eine FFP2-Maske tragen und keinen direkten Patientenkontakt ausgesetzt sind. Dennoch ist diese Maßnahme in der momentanen Lage nachdenkenswert.

Welche Konsequenzen zieht dieses Vorgehen für den Odenwaldkreis nach sich? 

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Akut sei solch eine Maßnahme im Gesundheitszentrum Odenwald (GZO) nicht geplant, erklären Geschäftsführer Andreas Schwab sowie Pflegedirektor Michael Hotz auf Nachfrage dieser Redaktion. So seien bisher im Krankenhaus keine positiv getesteten Mitarbeitenden eingesetzt worden – erst nach Abschluss der Quarantänezeit und Nachweis eines negativen Testergebnisses. „Sollte die angespannte Personalsituation sich weiter verschärfen, können wir jedoch nicht ausschließen, auf diese Möglichkeit unter Umständen zurückzukommen“, heißt es weiter seitens der Leitung.

„Eine solche Maßnahme ist an unseren Häusern aktuell noch nicht geplant. Aus Sicht unserer Covid-Task-Force führt dieses Vorgehen nicht dazu, dass mehr Personal im System zur Versorgung der Patienten zur Verfügung steht, sondern führt eher zu einer noch größeren Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern, die nach 2 ½ Jahren Pandemie wirklich am Ende ihrer Kräfte sind“, äußert sich der Kliniksprecher der Kreisklinik Groß-Umstadt, Frank Horneff zu diesem sensiblen Thema. 

Gesundheitsamt schließt solch eine Maßnahme nicht aus

Pressesprecherin Saskia Hofmann des Landratsamts Odenwald bestätigt, dass nicht auszuschließen sei, Corona-infizierte Mitarbeiter weiter arbeiten zu lassen. „Das GZO muss dies allerdings erst einmal beim Gesundheitsamt beantragen und eine Einschätzung abgeben, weshalb dieser Schritt nötig ist“, erklärt Hofmann weiter. So habe es bereits in der Vergangenheit Fälle in Altenheimen gegeben, bei denen positiv getestet Mitarbeiter mit positiv getesteten Bewohnern arbeiten durften. „Dies haben wir seither allerdings nicht mehr gebraucht“, äußert sich Hofmann weiter. 

GZO und Kreisklinik Groß-Umstadt habe strikte Regeln für den Ernstfall

Falls wirklich Mitarbeiter des GZO, die positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, zur Arbeit erscheinen sollen, gelten hierfür einige Grundvoraussetzungen, beschreiben Schwab und Hotz den Ernstfall. So bestätigen sie, dass für solch eine Maßnahme grundsätzlich die Einwilligung des örtlichen Gesundheitsamtes erforderlich sei. Zudem müsse das GZO genauestens belegen, dass ein Personalengpass vorliege. Außerdem dürften positiv getestete Mitarbeitende keine Symptome einer SARS-CoV-2-Infektion aufweisen und die Beschäftigten müssen ihr Einverständnis erteilen. Infolge dessen seien die Mitarbeitenden dann auch verpflichtet, kontinuierlich eine FFP2-Maske zu tragen und Erholungspausen grundsätzlich nur alleine zu nehmen. 

Bisher gilt – laut einer hausinterne Regel des GZO – dass Personal vor Arbeitsantritt nach durchlaufener Infektion einen qualifizierten PoC-Schnelltest nachweisen muss. Dieser könne beispielsweise über den Betriebsarzt oder ein akkreditiertes Testzentrum erfolgen.

Auch an der Kreisklinik Groß-Umstadt gebe es für den Fall, dass positiv-getestete Mitarbeiter eingesetzt werden müssten, strikte Regeln. So wäre Voraussetzung, dass diese asymptomatisch seien, das heißt ohne erkennbare Krankheitsanzeichen. „Während ihrer Tätigkeit muss eine persönliche Schutzausrüstung getragen werden; mindestens eine FFP2-Maske. Und es muss eine strikte Absonderung zu den negativ getesteten Mitarbeitern erfolgen, um weitere Infektionen zu verhindern“, erklärt Kliniksprecher Frank Horneff auf Nachfrage.

Lockerungen bisher nicht geplant

An beiden Kliniken seien zunächst keine Lockerungen vorgesehen. Auch sei die eigenständige Freitestung durch das Personal selbst bei Symptomfreiheit bereits durch die gesetzlichen Vorgaben geregelt, erklärt die Leitung des GZO. 

Für Pflegeheime, Arztpraxen und Krankenhäuser gelten weiterhin die entsprechenden Vorschriften mit Isolationspflicht, persönlicher Schutzausrüstung und Testungen, sei es mit Anti-Gen- oder PCR-Test, fügt der Kliniksprecher der Kreisklinik Groß-Umstadt hinzu. 

„Unser Eindruck ist, dass in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens Corona keine große Bedeutung mehr zu spielen scheint und lediglich noch eine Fußnote ist. Bei uns in den Kliniken spielt es weiterhin eine bedeutende Rolle. Diese Diskrepanz ist den Mitarbeitern immer schwerer zu vermitteln“, äußert sich Horneff abschließend.

Clarissa Yigit

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