Foto: Clarissa Yigit

Die gemeinnützige Hilfsorganisation „Odenwald hilft“ ist nicht nur in neue Räume gezogen, sondern fungiert bald offiziell als eingetragener Verein. Dennoch werden dringend Helfer gesucht.

Nach drei großen Projekten – Corona-Pandemie, Überschwemmung im Ahrtal und Ukraine-Hilfe – wird die Organisation „Odenwald hilft“ demnächst als eingetragener Verein tätig sein. Am Montag (16.05.) war die offizielle Gründungsversammlung, auf der beschlossen wurde, dass die gemeinnützige Odenwälder Organisation auch als Verein auftreten darf. „Als eingetragener Verein muss ein Mitgliedsbeitrag entrichtet werden. Wir haben uns zunächst auf einen Euro im Monat – also 12 Euro im Jahr geeinigt.“, erklärt Kerstin Baßler, eine der 12 festen ehrenamtliche Helfer/innen. Dieser Beitrag werde jährlich abgebucht. Die Vereinsgründung sei auch notwendig, um aus den Vereinseinnahmen Dinge wie beispielsweise Regale oder Hygieneartikel zu kaufen. Zudem bestehe dann die Möglichkeit, Spendengelder anzunehmen. Sobald die Vereinsgründung durch sei, werde Dirk Steibert, Gründunsgmitglied des Hilfevereins „Odenwald hilft“, sich mit der Hessischen Landtagsabgeordnete Sandra Funken (CDU) in Verbindung setzen. Sie kenne sich aus, welchen Förderantrag man beim Land Hessen stellen könne. Was die Transparenz der Spendeneinnahmen betrifft, so „machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist. Der kürzeste Dienstweg ist hier auch über Frau Funken. Sie werden wir fragen, wie wir das machen müssen.“, erklärt Steibert. Der Verein sei rein privat organisiert.

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Neue Räume in Michelstadt

Aber nicht nur die Vereinsgründung ist neu; auch die Räume. Steil gehen die Treppen zu den neuen Räumlichkeiten nach oben. Im Eingangsbereich, auf den Stufen und sogar vor dem eigentlichen neuen Vereinsraum türmen sich Kisten und Kartons. Es ist kaum zu übersehen, wie groß die Spendenbereitschaft der Odenwälder ist. Sogar der neue Raum selbst, den die Organisation „Odenwald hilft“ seit kurzen auf dem Gelände der Firma Wunderbar in Michelstadt bezogen hat, scheint aus allen Nähten zu platzen. „Diese ganzen Kartons müssen ausgepackt und sortiert werden.“, sagt Baßler, während sie am Ordnen ist. „Und das hier drin sind alles nur Sommersachen.“, fügt Steibert hinzu. „Hier draußen im Flur stehen noch jede Menge Kartons. Das ist alles Winterkleidung.“, erklärt er weiter und zeigt dabei auf einen riesigen Berg aus unterschiedlich großen Kartons. Nicht nur über die Spenden sind die Helfer von „Odenwald hilft“ dankbar, sondern auch über eine Vorsortierung durch die Spender. Wenn die Waren in Kartons gepackt und gut beschriftet abgegeben werden, erleichtere dies die Arbeit erheblich. Das der Raum allerdings nicht barrierefrei ist, sehen die Helfer als ein zukünftiges Problem.

Wie unterstützt „Odenwald hilft“ Bedürftige?

Auf die Frage, was „Odenwald hilft“ von anderen Hilfsorganisationen unterscheide, kam schnell die Antwort: „Wir sind ein Unikat.“ „Odenwald hilft“ sei nicht nur einmalig, sondern es gebe keine vergleichbare Organisation. „Bei uns ist alles kostenlos.“ Dabei bestehen klare Absprachen, wer was übernehme. So sei für Möbelanfrage die Firma Rümpelmaier zuständig, Nahrungsmittel würde die Tafel ausgeben und „Odenwald hilft“ ergänze die Dinge, die es sonst nirgends gebe. „Wir haben Haushaltsgegenstände, Kleidung, Bücher, Puzzle, Spielzeug.“, beschreibt Kerstin Baßler. Allerdings werde momentan erst einmal nichts benötigt, da kein Platz mehr sei. Das Einzige, was „Odenwald hilft“ noch brauche, seien ein Kühlschrank und freistehende Regale. 

Auch sind alle Mitglieder den vielen Unterstützern sehr dankbar. „Die Stadt Erbach hat uns acht Wochen lang die Bierhallen kostenlos zur Verfügung gestellt. Sogar der erste Flohmarkt in diesem Jahr musste verschoben werden für „Odenwald hilft der Ukraine“. Die Stadt hat stets schnell, unbürokratisch und sehr zuvorkommend gehandelt.“, beschreibt Steibert die Zusammenarbeit mit der Kreisstadt. Zudem bestehe eine gut funktionierende Kooperation mit dem Landratsamt. Die Brauerei Schmucker habe außerdem ihre gesamten LKW`s für den Umzug zur Verfügung gestellt. Für die Inneneinrichtung haben einige Firmen vor Ort sich bereit erklärt, Regale oder Tische zu spenden. Sogar die Müllentsorgung und Logistik sei geregelt und würde von der Firma Wunderbar übernommen. 

Bald reguläre Öffnungszeiten

Demnächst wolle der Verein geregelte Öffnungszeiten anbieten. „Maximal achtmal im Monat. Dafür benötigen wir noch Rentner/inne zur Unterstützung.“, gibt der Gründer von „Odenwald hilft“ bekannt. Zurzeit seien zwar drei ukrainische Frauen ehrenamtlich tätig, aber dies ginge auch nur so lange, bis diese eine Arbeit gefunden haben. Die Öffnungs- und Ausgabezeiten für Bedürftige sollen über die Homepage und den Facebook-Kanal bekanntgegeben werden. Allerdings ändere sich auch die Ausgabe an Bedürftige. „Wir haben über das Landratsamt einen Computer beantragt. Dann werden wir alle Leistungsberechtigten kontrollieren und nur begrenzt Ware herausgeben.“ Dies sei vor allem eine vorsorgliche Maßnahme, da im Sommer in der Regel die Spendenbereitschaft nachlasse. Somit sei gewährleistet, dass auch jeder, der etwas benötige, etwas bekommt. Nach den Sommerferien beabsichtige der neue Verein zudem einen „Tag der offenen Tür“ für alle Interessierten zu veranstalten. 

Manche Kommentare im Internet sind erschreckend

Etwas bedrückt äußern sich auch die ehrenamtlichen Helfer Erich Petersik und Rainer Naas über manche Kommentare im Internet. Gerade wenn Flüchtlinge mit einem Wohnort nicht einverstanden seien, kämen häufig Reaktionen wie „Dürfen die es sich aussuchen?“ oder „Für die Ukraine wird dauernd etwas gemacht. Für uns nicht mehr.“ „Dabei geht es doch gerade bei uns darum, auch mal auf etwas zu verzichten.“, ergänzt Steibert. Kerstin Lautenschläger und Dirk Steibert haben diese Organisation Ende 2019 eigentlich auf Grund der Bedürftigkeit vieler im Odenwald lebender Menschen ins Leben gerufen. „Wir wollten, dass Menschen mit geringem Einkommen zu Weihnachten auch mal wieder Weihnachtsgeschenke besorgen können.“, beschreibt Lautenschläger. „Wir wussten vor drei Jahren ja nicht, wo das hinführen soll.“, führt Steibert weiter aus. Erst kam die Corona-Pandemie und dann die Flutkatastrophe im Ahrtal. „Ich habe einen sehr guten Kunden dort verloren. Er ist nun tot. Da war für mich klar, ich muss denen helfen. Ich war in dieser Zeit dreimal dort.“ erzählt er bedrückt weiter. Dies habe Spuren hinterlassen und ihn sehr mitgenommen. Kurz danach kam der Krieg in der Ukraine.

Wie geht es weiter?

„Es wäre toll, wenn wir auch mal Jugendliche hierfür begeistern könnten.“, meint Baßler nachdenklich. „Mein persönlicher Wunsch wäre es, dass hier wieder schließen können, weil es keine Bedürftigen mehr gibt.“, resümiert Steibert. Allerdings werde dies wohl nicht so schnell geschehen, daher werden er und das gesamte Team tapfer weitermachen, mit der Hoffnung, dass sich bald noch mehr freiwillige Helfer finden, um bedürftigen Menschen im Odenwald weiterhin Hilfe zu bieten.

Weiter Informationen rund um den Verein „Odenwald Hilft“ erteilt Dirk Steibert per Mail unter dirk.steibert@t-online.de oder auf odenwald-hilft.de.

Clarissa Yigit

 

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