Foto: Symbolbild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Nun muss der AWO-Bezirksverband Hessen-Süd aus Spargründen den CAP Supermarkt in Pfungstadt und die Integra Catering gGmbH in Erbach schließen. „Die AWO Dienstleistung gGmbH wird von Pfungstadt nach Erbach umziehen und die Dienstleistungen im Bereich Garten- und Landschaftsbau sowie Reinigung von Erbach aus anbieten“, erklärt die Pressesprecherin der AWO, Susanne Magnus. Hier soll es keine Arbeitsplatzverluste geben und die Beschäftigten seien mit dem Wechsel einverstanden.

Die Betriebe würden seit Jahren „defizitär arbeiten“ und beinhalten „nicht sanierungsfähige Geschäftsbereich“. Laut Medienberichten werde von Verlusten in Höhe von über 350.000 Euro pro Jahr gesprochen. Hierbei sei Missmanagement die Ursache. Wie es in der Pressemitteilung der AWO lautet, werde den „Mitarbeitenden Unterstützung bei der Suche nach alternativen Arbeitsplätzen angeboten“.

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Die Integra Catering gGmbH in Erbach beliefert seit 2014 unter anderem Schulen und Kitas mit Lebensmitteln. Wie die AWO mitteilt, beliefen sich die jährlichen Verluste hier auf rund 280.000 Euro. „Wir hatten eigentlich die Information, dass wir zum 31. Dezember schließen und uns bis dahin eine neue Beschäftigung suchen sollten. Jetzt war ich 14 Tage in Urlaub und habe aus der Presse erfahren, dass wir zum 31. März 2023 schließen“, empört sich Sandra Löw vom AWO Catering-Service in Erbach. „Weder unsere Beschäftigten noch ich wissen, wie es weiter geht. Alle Informationen erhalten wir momentan aus den Medien.“ So müsse Löw nicht nur ihre Angestellten vertrösten, sondern oftmals auch die Angehörigen. Die Integra Catering gGmbH beschäftigt zurzeit acht Menschen mit einer Beeinträchtigung; insgesamt seien es 16 Arbeitnehmer, die ab 1. April ohne Job dastehen. Bisher sei noch niemandem eine neue Beschäftigung angeboten worden.

Der CAP-Markt in Pfungstadt soll zum 30. Juni 2023 geschlossen werden. Hier arbeiten zurzeit 14 Menschen, davon sind zwei Stellen Betriebsintegrierte Beschäftigungsplätze (BiB). „Was aus dem Laden und er Bevölkerung wird, steht in den Sternen“, äußert sich eine Mitarbeiterin zur Lage. Auch hier haben die Beschäftigten vor rund vier Wochen ihre Kündigungen in Empfang genommen. „Wir fahren seit gut zwei Jahren nur Verluste ein“, erklärt die CAP-Mitarbeiterin weiter. Die jährlichen Verluste des CAP-Supermarktes werden laut Bezirksverband auf 80.000 bis 90.000 Euro angegeben. Eine wirtschaftliche Betriebsführung sei hier trotz einer Optimierung des Geschäftsbetriebes nicht möglich.

Der seit September 2020 leitende Geschäftsführer des Bezirksverbandes, Ulrich Bauch, erklärt, dass die angeschlagenen Geschäftsbereiche „Millionenbeträge verschlungen, die an anderer Stelle fehlen und die AWO nachhaltig geschwächt haben“. Weiter sprach er von Sanierungsmaßnahmen, die „schmerzhaft, aber seit Jahren überfällig“ seien.

Skandalen um überhöhte Gehälter, teure Dienstwagen und Bestechlichkeit warfen in den letzten Monaten immer wieder ein schlechtes Licht auf die Organisation. Der verschachtelte und intransparente Konzern der AWO Hessen-Süd habe nun eine neue Struktur, die dem Bezirksvorstand die Aufsicht erleichtern solle. Mehrere Gesellschaften seien bereits verkauft, verschmolzen oder liquidiert worden.

Clarissa Yigit

 

 

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