Foto: Clarissa Yigit

Äpfel mit trockenen Stellen, schrumplige Trauben, trockene Pfirsiche – ein Fall für die Tonne?

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland fast 6,5 Millionen Tonnen Lebensmittel in privaten Haushalten weggeworfen. (Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Wirtschaft; Stand 01.07.2022) Es gibt viele Organisationen, die sich Lebensmittelrettung zum Ziel gesetzt haben.
„Zu gut für die Tonne“ gibt Verbrauchern nützliche Tipps, wie man das Wegwerfen von Lebensmitteln vermeiden kann und bietet beispielsweise Rezepte für die Resteverwertung an.

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Die Tafeln und Foodsharing

Die rund 960 Tafeln in Deutschland hingegen sind für die Verteilung von Lebensmitteln an Bedürftige verantwortlich. Lebensmittel zu retten fällt in den Aufgabenbereich der Organisation Foodsharing. Hier sollen Privatpersonen, Produzenten und Händler auf einfachem Wege miteinander vernetzt werden, um nicht mehr benötigte Lebensmittel auszutauschen. „Wir holen auch nur in Geschäften Lebensmittel ab, bei denen die Tafel nichts holt. Die Tafel hat immer Vorrang“, erklärt Anja Grünewald von Foodsharing Darmstadt auf Nachfrage. Die überschüssigen Lebensmittel werden in öffentlichen Kühlschränken (Fairteiler) von „Foodsharing“ für jeden frei zur Verfügung gestellt.

„Der Bezirk Odenwald Nord-West wurde Anfang 2019 gegründet und hat seitdem über 350 Tonnen Lebensmittel mithilfe der Kooperationspartner gerettet“, erklärt Nicole Müller, Foodsharing-Botschafterin des Bereichs Odenwald Nord-West. Einziges Ziel sei, bereits produzierte Ressourcen zu nutzen und die Lebensmittelverschwendung einzudämmen.

Im Odenwaldkreis gebe es knapp 40 Privatverteiler sowie über 100 Foodsaver, die aktiv in Betrieben Lebensmittel retten, erklärt die Botschafterin weiter.

Das System von Foodsharing funktioniert durchaus auch während der Urlaubszeit. Vor dem Urlaub wird in der Regel nochmals ein kritischer Blick in den Kühlschrank geworfen, welche Lebensmittel leichtverderblich sind oder bald ablaufen.

Diese können per Essenskorb auf foodsharing.de eingestellt werden. Im Anschluss hätten interessierte Abnehmer die Möglichkeit, diese abzuholen, erklärt Müller. Wer also im Vorfeld gut vernetzt ist, findet mit Hilfe der Organisation „Foodsharing“ sicherlich in unmittelbarer Umgebung dankbare Abnehmer für die Reste im Kühlschrank.

Und im Urlaub?

Während des Urlaubs – zum Beispiel bei „all inclusive“ Reisen – besteht die Möglichkeit, lieber kleine Portionen zu nehmen und öfter Nachschub zu holen. „So werden sich nicht unnötig Lebensmittel auf dem Teller sammeln, die nicht mehr gegessen werden und dann entsorgt werden müssen“, beschreibt Müller einen nachhaltigen Umgang mit Essen auch im Urlaub.

Somit landet nichts im Müll und der Urlaub kann guten Gewissens genossen werden. Außerdem bestehe für Hotels die Möglichkeit, die Lebensmittel, die beim Buffet übriggeblieben sind, am nächsten Tag noch einmal weiterzuverarbeiten oder von Foodsharing abholen zu lassen, ergänzt die Lebensmittelretterin des Odenwaldkreises.

Reichweite der Netzwerke im Odenwald

Foodsharing Odenwald Nord-West kooperiere mit fast 40 Betrieben, darunter Supermärkten, Bäckereien und Tankstellen, erklärt Foodsaverin Nicole Müller. Aus den unterschiedlichsten Gründen wie beispielsweise Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums oder aufgerissene Verpackungen können diese ihre Lebensmittel nicht mehr weiterverkaufen und erhalten mit dem System „Foodsharing“ die Möglichkeit, die Lebensmittel kostenlos abzugeben und mit anderen Menschen zu teilen.

„Wir machen bereits seit vier Jahren mit“, erklärt Thomas Michatz, Marktleiter des Edeka-Marktes Gunkel in Erbach. Dabei erhalten die Foodsaver in erster Linie Waren aus dem Trockensortiment, also keine Molkereiprodukte.

„In der Regel werden die Waren dreimal in der Woche geholt. Montag, Mittwoch und Freitag“, ergänzt Tim Lübbers, Mitarbeiter in der Geschäftsleitung des Edeka-Marktes Gunkel. Die Waren würden in sogenannten „Garagen“ in einem bestimmten Zeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt, sagt Michatz. „Es gibt leider noch keinen öffentlichen Fairteiler im Odenwaldkreis, es wird aber nach einem geeigneten Ort gesucht“, ergänzt Müller abschließend.

Nähere Informationen unter: foodsharing.de oder per Mail an odenwald.nord.west@ foodsharing.network.

Clarissa Yigit

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