Die Polizei im Einsatz. Foto: Symbolbild

Südhessen/Darmstadt. In Südhessen lässt es sich sicher leben, das ist das Fazit der polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS), vorgestellt vom Polizeipräsidenten Südhessens, Björn Gutzeit.

So ist Südhessen das fünfte Jahr in Folge sicherste Region in Hessen, die Aufklärungsquote ist seit zehn Jahren konstant gut, die Zahl der Wohnungseinbrüche und Straßenkriminalität hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre halbiert.

- Anzeige -

Dagegen sind Rohheitsdelikte und tätliche Angriffe auf Polizeibeamte weiter in der Zahl gewachsen.

Wegen der pandemiebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens verzerren die letzten zwei Jahre die Statistik, weshalb in der PKS Südhessen auch die Vorjahre einbezogen werden.

Die Zahl der registrierten Straftaten ist nach fünf Jahren wieder von einem niedrigen Niveau erstmals wieder angestiegen. Ohne Berücksichtigung der beiden Corona-Jahre ist mit 44.084 registrierten Fällen lediglich ein moderater Anstieg von 5,3 Prozent im Vergleich zu 2019 zu verzeichnen.

Die Aufklärungsquote von 63,2 Prozent ist konstant zum Vor-Pandemie-Niveau. Südhessen liegt im Vergleich insgesamt im Landestrend.

Pro 100.000 Einwohner wurden 4.004 Straftaten registriert.

Die Aufklärungsquote liegt seit zehn Jahren bei über 60 Prozent.

Wohnungseinbruch und Straßenkriminalität verstärkt

Die Zahl der Wohnungseinbrüche und Straßenkriminalität stieg im Vergleich zum historischen Tiefstand 2021 stark an.

Im Vergleich zu 2017, das mit 1.258 Fällen das Jahr mit den meisten Einbrüchen der letzten 20 Jahre war, haben Einbrüche um 46 Prozent auf 680 Fälle abgenommen. Die Zahl der Einbruchsversuche ohne Erfolg der Täter ist auf 44 Prozent gestiegen.

Ein ähnliches Bild zeige auch die Entwicklung der Straßenkriminalität. Durch intensive Kontrollmaßnahmen und mehr Präsenz im öffentlichen Raum konnte die Straßenkriminalität in Südhessen in den letzten 20 Jahren um mehr als die Hälfte (minus 54,2 Prozent) reduziert werden.

90 Fälle von Straßenraub und eine Aufklärungsquote von über 73 Prozent sind laut Bericht die besten Werte der letzten sechs Jahre.

Fast halbiert haben sich auch die Fallzahlen des schweren Diebstahls aus Fahrzeugen. Die Fallzahlen nahmen von 1.243 Fällen in 2017 um 48,3 Prozent auf 643 ab.

Rohheitsdelikte auf dem Vormarsch

Raub, Straftaten gegen die persönliche Freiheit und Körperverletzung stiegen an, mit 7.701 Straftaten sind die Fallzahlen auf dem höchsten Stand der letzten Jahre. Allein im Vergleich zum Vorjahr erfolgte ein Anstieg um fast 20 Prozent.

Hinzu komme auch vermehrt eine „deutliche Respektlosigkeit in den sozialen Medien“, gespiegelt in der Fallzahlentwicklung der Bedrohungstaten.

Seit 2017 ist mit einer Zunahme von 112 Prozent eine deutliche Steigerung der Fallzahlen von 809 auf 1.717 Taten zu verzeichnen.

Im virtuellen Bereich ist der Anstieg durch die Anonymität des Internets noch deutlicher.

Hier werden Bedrohungen insbesondere in den sozialen Medien verübt. Die Fallzahlen sind seit 2017 um über 187 Prozent von 64 auf 184 gestiegen.

Auch die Körperverletzungsdelikte haben mit fast 5.000 Taten in 2022 ihren bisherigen Höchststand erreicht.

Nach einem Rückgang von knapp 8 Prozent im Vorjahr sind sie in 2022 um 21,7 Prozent gestiegen. Die Mehrheit der Fälle sind einfache vorsätzliche Körperverletzungen (3.397 Fälle). Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um 23,7 Prozent gestiegen.

Schwere Körperverletzungen haben um 15,3 Prozent auf 1.330 Taten zugenommen.

Mehr Angriffe auf Einsatzkräfte

2022 wurden 513 Polizeibeamtinnen oder Polizeibeamte Opfer einer Straftat. Das sind 294 mehr als noch 2017 und entspricht einer Zunahme von 134 Prozent. Allein von 2021 auf 2022 sind die Opferzahlen um 15 Prozent gestiegen.

Eine deutliche Zunahme der Opfer ist auch bei Feuerwehr und Rettungsdienst zu verzeichnen. Waren es 2017 insgesamt vier Opfer, so hat sich ihre Zahl auf 24 versechsfacht.

Jugendkriminalität nimmt zu

Rund 20 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen sind unter 21 Jahren. Die Zahl der Straftaten, die von Jugendlichen verübt wurde, ist auf dem höchsten Stand der letzten sechs Jahre. 1.989 aller ermittelten Tatverdächtigen (20.830 Personen) waren zwischen 14 und 18 Jahren.

Anstieg der Sexualdelikte

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung haben sich in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt. Allein im Vergleich zum Vorjahr ist ein Anstieg von über 36 Prozent zu verzeichnen.

Im Vergleich zum Vorjahr haben Sexualdelikte um 35,7 Prozent, sexuelle Belästigungen um 37,6 Prozent und Beleidigungen auf sexueller Grundlage um 45,2 Prozent zugenommen.

Der Anstieg der Sexualdelikte resultiert im Wesentlichen aus den Ermittlungen der BAO FOKUS, in der seit Oktober 2020 der Kampf gegen Kindesmissbrauch intensiviert wurde.

Allein im Vergleich zum Vorjahr haben die Fallzahlen um 68,5 Prozent auf 627 Taten zugenommen. Seit 2017 haben sich die Zahlen mehr als verzwölffacht.

Sprengung von Geldautomaten

In 2021 waren die Fallzahlen mit 56 Taten, davon acht in Südhessen, auf Höchststand. In 2022 konnten 41 Fälle in Hessen registriert werden, sieben davon in Südhessen. Die Taten fanden mit Ausnahme des Odenwaldkreises in allen Landkreisen statt. Der Schwerpunkt lag mit vier Fällen im Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Diebstahlsdelikte

Diebstahlsdelikte bilden mit 32,2 Prozent neben Vermögens- und Fälschungsdelikten einen Schwerpunkt aller Straftaten. Innerhalb der letzten 20 Jahre haben Diebstahlsdelikte um 55 Prozent abgenommen. Die Aufklärungsquote von 36,1 Prozent ist die beste innerhalb der letzten sechs Jahre.

Missbrauch von Notrufen

Ein besonderes Phänomen ist der Missbrauch von Notrufen. Waren es 2016 noch 24 Taten und 2018 bereits 32, so mussten in 2022 insgesamt 84 Fälle registriert werden.

Dabei werde oftmals eine Straftat, zum Teil sogar schlimme Straftaten, vorgetäuscht, die wiederum zu entsprechenden Einsatzmaßnahmen führen und eine Vielzahl von Beamtinnen und Beamten binden. Diese stehen bis zur Klärung des Sachverhalts für andere Einsätze nicht zur Verfügung. red

Vorheriger ArtikelWeitere Windkraftanlagen in Groß-Umstadt geplant
Nächster ArtikelNeue Schutzfrauen im Dienst

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein