Manche Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Im Erbacher Lichtspielhaus trifft das sicherlich zu. Denn zumindest die Plätze zweier Säle sind bereits so gut wie ausverkauft, wenn es am Dienstag (11. 2.), 19 Uhr, heißt: Vorhang auf für den Film „ Die Hübners und ich“ über die Familie Hübner von den Bad Königer Pfälzer Höfen.
Zwei Jahre lang – von 2016 bis 2018 – hat der gebürtige Bad Königer Oli Wörner, der nun im Erzgebirge lebt, die Hübners und ihr landwirtschaftlich geprägtes Leben mit der Kamera begleitet – auf dem Acker, im Stall, auf dem Hof.
Das Besondere: Familie Hübner setzt auf einen archaischen Umgang mit der Landwirtschaft und verwehrt sich in weiten Teilen dem Fortschritt, den andere Landwirte inzwischen zu schätzen wissen.
Wortarm und bildgewaltig
Wortarm und bildgewaltig kommt Wörners Dokumentarfilm daher. „Die Protagonisten spielen keine gescripteten Rollen, sondern teilen mit dem Betrachter auf ihre ganz eigene Art das harte Leben im Wandel der Jahreszeiten“, sagt Wörner. Dabei pflegen sie ihre alten Landmaschinen aus den 1960er Jahren und züchten ihr eigenes Saatgut, um unabhängig zu bleiben von der modernen, quasi industriellen Landwirtschaft.
Nachdem es der Dokumentarfilm „Es geht eine dunkle Wolke herein“ mit einer Länge von knapp 80 Minuten sogar zum Ludwigshafener Filmfestival 2019 mit Konkurrenten wie dem Tatort geschafft hatte, setzte sich der 55-jährige Wörner noch einmal an sein Werk.
Zu politisch sei ihm der Film gewesen – und etwas zu lang für andere Festivals, an denen er noch teilnehmen möchte. „Ich habe bei den Aufführungen gesehen, welche Sequenzen bei den Zuschauern besonders gut ankamen“, erinnert sich Wörner. „Dann habe ich daraus einen neuen Film geschnitten.“
Der sei nun emotionaler und arbeite noch mehr mit schönen Bildern.
Premiere in vollbesetztem Haus
Die neue, 55-minütige Version unter ebenfalls neuem Titel „Die Hübners und ich“ wird in Erbach das erste Mal öffentlich zu sehen sein. Das Interesse ist groß wie die Reservierungen der Kinovorstellung am 11. Februar zeigen. Inzwischen werde überlegt, den Film in allen drei Kinosälen gleichzeitig laufen zu lassen und weitere Vorstellungen anzusetzen, um der Nachfrage gerecht zu werden, sagt Sebastian Eckerlin von den Erbacher Lichtspielen.
Wörner, der den Dokumentarfilm selbst produziert und finanziert hat, freut die positive Resonanz. „In Ludwigshafen hat mich eine Besucherin mit Tränen in den Augen umarmt, und auch sonst gab es viele positive Rückmeldungen.“ Für ihn, der auch in der Landwirtschaft groß geworden ist, sei die Arbeit am Film „wie eine Zeitreise zurück in seine Kindheit“ gewesen.
Darüber und viel mehr spricht er gern – auch am Filmabend in Erbach, wenn Wörner vor Ort sein wird. Eingeplant ist bereits jetzt eine Diskussion im Anschluss an die Vorführung. Sandra Breunig
Fotos: Oli Wörner