Höchst/ Bad König/ Darmstadt. Es geht um ein schwerwiegendes Delikt am Landgericht Darmstadt, an dem seit Dienstag ein Fall des versuchten heimtückischen Mordes verhandelt wird.
Im Mittelpunkt: Das Hotel Lust in Höchst vis-à-vis des Bahnhofs und drei Angeklagte mit Migrationshintergrund: Sam A. (26), Sayed N. (23) und Sayed S. (24).

Nur eine „Abreibung“
Es war der 24. Oktober 2019, an dem sich die drei jungen Männer aus einer Wohnung in Bad König mit einem BMW auf den Weg zum Hotel Lust machen, um einem Bekannten „eine Abreibung zu verpassen“. Das Zusammentreffen eskaliert und endet für zwei Opfer im Krankenhaus.

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Vor dem Landgericht legen die Hauptangeklagten Sam. A und Sayed S. am Dienstag ein umfassendes Geständnis ab, nachdem der Richter nach der Anklageverlesung bereits bemerkt, dass der Tatablauf angesichts der Aussagen der Zeugen bei der Polizei und der Erkenntnisse der Sachverständigen nicht zu leugnen sei.

Alkohol im Spiel
Ein Mädchen soll es gewesen sein, um das es Streit gegeben hat, dazu ein missglückter Verkauf eines Handys zwischen einem der Opfer und Sam A., der an diesem Tag sehr viel Raki getrunken habe und zur Tatzeit nicht nüchtern gewesen sein will. Das sagt Sam A. in einer schriftlichen Einlassung aus, die sein Anwalt vor Gericht vorträgt, da der Angeklagte nicht gut genug Deutsch spricht.

Zudem habe ihm das Opfer am Abend des Tattages einen Besuch vor seiner Bad Königer Wohnung abgestattet, ihn in Anwesenheit von drei oder vier fremden Männern bedroht und mit einem Messer an der Hand verletzt. „Es gibt ein Video, wie das Blut von der Hand in den Raki läuft“, heißt es in der schriftlichen Erklärung.

Aufgeheizte Stimmung
In dieser aufgeheizten Stimmung befand sich der junge Mann, als seine Freunde Sayed S. und Sayed N. später am Abend bei ihm eintreffen. Gemeinsam fahren sie gegen 20 Uhr zum Hotel und verschaffen sich mit einem Trick Zugang zum Zimmer 25 des Opfers.

Nach dem Öffnen der Tür sei der Hauptangeklagte Sam A. sofort mit einem kleinen Klappmesser auf den Widersacher losgegangen. „Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich ein Messer in der Hand gehabt habe“, sagt der Hauptangeklagte. Der Angegriffene wird am Hals und im Brustkorb getroffen, erleidet ein Pneumothorax, weitere Stichwunden sowie eine schwere Kopfwunde und bleibt schwer verletzt im Zimmer zurück, als die beiden Täter fliehen.

Zufälliges Opfer
Zufällig am Tatort befindet sich auch ein Deutscher, der durch Tritte und Schläge ebenfalls verletzt wird. Vor Gericht äußert Sam A. sein Bedauern, entschuldigt sich bei den Opfern und „will es ungeschehen machen“, grinst jedoch immer wieder, wenn es um den Tatablauf geht.

Auch deshalb ist schwer auszumachen, ob die Reue ehrlich gemeint ist. Ehrlich ist der junge Mann, als er von seiner problematischen Situation erzählt, seiner Flucht aus dem Irak, seinen Anpassungsschwierigkeiten in Deutschland, als er den fehlenden Deutschkurs bemängelt, von der gescheiterten Ehe erzählt, die unzähligen Tage rekapituliert, an denen er sich mit Alkohol und Cannabis betäubt.

Keine direkte Tatbeteiligung
Am ersten Verhandlungstag entlasten Sam A. und der gebürtige Afghane Sayed N. den Mitangeklagten Afghanen Sayed S., der von der Tatabsicht nichts gewusst haben soll und zudem im Auto wartete, als die Auseinandersetzung im Hotelzimmer ihren Lauf nahm.

An den kommenden fünf angesetzen Verhandlungstagen wird es weitere Details zu hören geben, werden die Gutachter und weitere Zeugen zu Wort kommen. Aufgrund der geständigen Täter könnte sich die geplante Verhandlungsdauer verkürzen. Der nächste Prozesstag ist der 3. September. Sandra Breunig

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