Bernhard Röck beim Vortrag. Foto: Generation Oberzent

Oberzent. Mit einer „digitalen Welturaufführung“ wurden die Gäste beim Dorftreff Olfen am Dienstag, 31. Oktober, im wiederum voll besetzten Gasthaus „Zum Spälterwald“ überrascht. Denn der Film „Die Mammutstory“ mit Bernhard Röck aus Günterfürst war 1991 auf 16 mm Zelluloid in Sibirien gedreht worden und wurde nun auf Anregung von Horst Schnur im Studio von Klaus und Irene Frank in Michelstadt digitalisiert.

Als der Handel mit Elfenbein vor 25 Jahren durch das Washingtoner Artenschutzabkommen am 17. Oktober 1989 verboten wurde, weil die Nachfrage nach dem „weißen Gold“ durch Wilderei den Bestand an Elefanten weltweit um die Hälfte dezimiert hatte, begaben sich die Odenwälder Elfenbeinschnitzer mit Bernhard Röck auf die Suche nach geeigneten Alternativen für das Odenwälder Traditionshandwerk. Im fossilen Mammutelfenbein fanden sie schließlich ein geeignetes Material.

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Dieser Spur folgend drehten Röck gemeinsam mit dem Filmteam von Dietmar Buchmann aus Berlin im Jahr 1991 am 72. Breitengrad nördlich des Polarkreises im Nordosten Sibiriens an der Steilküste des Eismeers zwei Sommermonate lang bei Tauwetter, Nässe und Schlamm eine Dokumentation über die Lebenssituation von drei Männern, die hier unter extremsten Bedingungen nach Mammutelfenbein im Permafrostboden suchen.

In Jakutien, der kältesten Region der Erde, findet man große Mengen fünfzigtausend Jahre altes Elfenbein in hervorragender Qualität, Skelette und zum Teil auch ganze, gut erhaltene Kadaver der Eiszeitriesen.

Der Film folgt der Spur des Elfenbeins nach Erbach im Odenwald, dem einzigen und letzten Elfenbeinschnitzerzentrum Europas.

In seinem Vortrag ging Bernhard Röck auch auf die Ausbildung an den Beruflichen Schulen des Odenwaldkreises in Michelstadt ein, wo man sowohl die Gesellen- als auch die Meisterprüfung im Elfenbeinschnitzerhandwerk ablegen kann.

Das Deutsche Elfenmuseum im Schloss Erbach dokumentiert die Geschichte dieses Handwerks mit seinen kreativen Talenten aus einfachen familiären Verhältnissen, deren künstlerische Gestaltungskraft durch die Fachschule gefördert und zur glanzvollen Reife entwickelt wurde.

Über die von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach im Jahre 1783 ergriffenen Initiative, das bestehende Drechslerhandwerk durch die Verarbeitung von Elfenbein weiterzuentwickeln, schlug der Fachmann einen Bogen auf die in der Eiszeit entstandenen Kunst figürliche „Urformen“ aus Mammut zu gestalten.

Eine entsprechende Wanderausstellung dieser europäischen Eiszeitkunst wird für Anfang 2024 für drei Monate in Erbach zu sehen sein.

Der nächste Dorftreff ist am Dienstag, 28. November, mit Filmen aus dem Odenwald. red

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