Diese Katze wurde an einer Kreisstraße gefunden. Fotos: Verein Tiere in Not

Odenwaldkreis. Viele Kommunen im Odenwald haben in den letzten Jahren eine Katzenschutzverordnung erlassen. Diese besagt in allen Fällen, dass Halter von Freigängerkatzen diese kastrieren, per Chip oder Tätowierung kennzeichnen und registrieren lassen müssen.

Trotzdem reiße die Katzen- und Kittenflut nicht ab, so das Team von Tiere in Not Odenwald. „Wie in jedem Sommer erhalten wir täglich Meldungen über aufgefundene Katzen, die keinem Halter zuzuordnen sind. Die weiblichen Katzen sind meist trächtig, die Kater unkastriert“, berichtet Sigrid Faust-Schmidt, die 1. Vorsitzende des Vereins.

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Jüngster Fall: Eine weibliche Katze wurde spät abends mitten auf einer Kreisstraße weitab von jeder Behausung gefunden.

Die Finder brachten sie am nächsten Tag ins Tierheim, wo sich herausstellte, dass die Katze ein säugendes Muttertier ist. Trotz mehrerer Suchaktionen am Fundort konnten keine Kätzchen gefunden werden.

Aufgefunden wurde allerdings eine noch nicht lange tote Katze im Gebüsch sowie eine mit doppelseitigem Klebeband am Straßenrand befestigte Futterschale.

„Es ist leider davon auszugehen, dass die Kitten verschenkt oder schlimmstenfalls getötet wurden und die Katze ausgesetzt“, sagt Tierheimleiterin Justine Kringel. „Säugende Katzenmütter entfernen sich nicht sehr weit von ihrem Nachwuchs und die Fundumstände sind mehr als merkwürdig.“

Unzählige Katzenbabies beherbergt das Tierheim momentan, meist mit ihren Muttertieren. Doch alle wurden an Orten aufgegriffen, wo sie nicht bleiben konnten oder sollten.

Eine Katzenmutter hatte ihre Kitten in einer Garage in Sicherheit gebracht, eine weitere in einem Garten, weitere Kätzchen wurden in Futtersäcken gefunden.

Pepper, der Langhaarkater. Hier mit kurzem Schnitt.

Besonders ärgerlich findet das Team von Tiere in Not Fälle, bei denen Anwohner jahrelang zusehen, wie ein Tier verwahrlost. Langhaarkater Pepper ist ein Beispiel: Zehn Jahre lang wurde der Kater beobachtet und gefüttert, bis sein Fell so lang und verfilzt war, dass es aussah, als schleife er die Hinterbeine hinter sich her.

Katze Frida wurde fast bewegungslos, aus dem Maul blutend und dem ersten Anschein nach todgeweiht zu TiNO gebracht. Es zeigte sich, dass sie nur aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung von starken Zahnschmerzen geplagt wurde.

Ein weiterer schwieriger Fall: Drei Katzen hatten sich in Lagerräumen eines Supermarktes eingerichtet. Zwar sind zwei der Tiere mittlerweile gesichert, das Einfangen der noch fehlenden Katze gestaltet sich jedoch laut Verein sehr schwierig. Die beiden Katzen, die bereits bei TiNO sind, sind sehr scheu und zudem positiv auf Katzenleukose getestet. Alle Stationen, die solche Katzen aufnehmen könnten, sind bereits voll.

Fundkatze Frida.

Wer auf Einsicht der Halter hofft, tue dies oft vergebens: „Diejenigen, die ihre Katzen schon immer unkastriert und ohne Kennzeichnung herumlaufen ließen, tun es auch weiterhin – in dem Glauben, das sei völlig in Ordnung. Fast immer, wenn wir ein Fundtier auf der Suche nach Hinweisen zum Halter veröffentlichen, werden wir angegriffen. Oft lautet der Vorwurf, Tierschutzvereine würden willkürlich Katzen von der Straße auflesen, um Geld daran zu verdienen. Doch wer weiß, was Unterbringung, Futter und medizinische Versorgung kosten, kann leicht ausrechnen, dass die Aufnahme von Katzen nicht gewinnbringend ist. Betrachtet man die Überstunden der Tierheim-Mitarbeiter und die Freizeit, die die Ehrenamtlichen im Sommer mit dem Einfangen, Versorgen und Vermitteln der Katzen verbringen, sollte jedem klar sein, dass man hier nicht von einem lukrativen Geschäft reden kann. Entkräftete, kranke und halb verhungerte Katzen oder Kitten sterben zu sehen, obwohl man alles gibt, um sie zu retten, ist auch nicht das, was man sich als Tierschützer wünscht“, schließt Sigrid Faust-Schmidt.

Tiere in Not Odenwald appelliert deshalb an alle Katzenhalter, ihre Tiere kastrieren und entweder chippen oder tätowieren zu lassen und die Tiere zu registrieren.

Nur so könne das Schicksal der Katzen im Odenwald verbessert werden. Gleichzeitig werde so sichergestellt, dass jede entlaufene oder verloren gegangene Katze wieder den Weg zu ihren Besitzern findet. red

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