Die Redner und Organisatoren auf der Gedenkveranstaltung. Foto: ICEJ

Michelstadt. Zum 79. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945, dem Datum des Internationalen Holocaustgedenktags, lud der Deutsche Zweig der Internationalen Christlichen Botschaft (ICEJ) am Sonntagnachmittag, 28. Januar, in die Michelstädter Synagoge ein.

Die gebürtige Michelstädterin Elisabeth Stephan-Brämer, Mitarbeiterin der ICEJ, organisierte und moderierte die Veranstaltung, die in die evangelische Stadtkirche übertragen wurde.

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Vor rund 500 Gästen beleuchteten verschiedene Sprecher das Erbe der Vergangenheit und die notwendigen Konsequenzen für die Zukunft.

„Nie wieder ist jetzt!“ Was bedeutet dieser Appell konkret und heute? Diese Frage stellte Prof. Jacoby,Vorstand des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen: „Haben wir aus der Geschichte gelernt? Für Menschen einzustehen, deren Religionszugehörigkeit wieder ihre Wohnungstür markiert? Für Menschen einzustehen, deren Existenz und Grundbedürfnis nach Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist?“

Der Michelstädter Bürgermeister Dr. Robischon erinnerte an das reiche jüdische Leben in Michelstadt, das ausgelöscht worden ist: „Die Geschichte können wir nicht mehr verändern, aber die Zukunft gestalten.“

Zukunft gestalten ist auch für Roman Melamed, Gemeindebetreuer für die Jüdische Gemeinde Michelstadt und Hessen wichtig. Er wandte sich mit dem Appell an die Zuhörerschaft: „Du sollst nicht gleichgültig sein!“

Uwe Becker, Beauftragter für Jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus in Hessen, mahnte an, dass man keinen Schlussstrich unter Geschichte ziehen könne. Denn früher, wie auch in den aktuellen Ereignissen, ging es um nichts weniger als das Ziel der Schaffung eines judenfreien Landes, einer judenfreien Welt.

„Israel ist gegründet worden, damit Juden sich nicht (wieder) in Kellern und in Schränken verstecken müssen.“ Mit diesem Zitat startete Ahmad Mansour, als Araber, als Moslem, als Israeli aber vor allem als Deutscher –und früher bekennender Antisemit. Seine Rettung vor Extremismus sei die persönliche Begegnung mit Juden, mit Professoren und Mitstudenten an der Universität in Tel Aviv gewesen.

Mansour betonte, dass es Antisemitismus immer gegeben habe. Was ihn nach dem 7. Oktober 2023 aber zutiefst erschreckt, sei der selbstbewusste und offen zur Schau gestellte Antisemitismus auf den Straßen. Haltung bedeute, nicht zu schweigen, nicht „Ja, aber…“ zu sagen, dass man nicht irgendwie zu sehr versucht, diese größte Bedrohung seit dem 2. Weltkrieg für das jüdische Volk zu relativieren. red

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