So sollte der geplante Produktionsstandort aussehen. Foto: Firma Merz, der Stadt Reinheim zur Verwendung überlassen

Reinheim. Das Pharma-Unternehmen Merz (Tetesept, Merz Spezial Dragees) wird die geplante neue Green Factory am südlichen Stadtrand von Reinheim, die dort für 120 Millionen Euro mit besonderen Klimastandards entstehen sollte, nicht mehr bauen. Merz hat zudem angekündigt, Reinheim zu verlassen.

Ende 2027 soll Schluss sein. Etwa 230 Arbeitsplätze sind davon betroffen. Das Unternehmen will stattdessen seinen Produktionsstandort in Dessau ausbauen. Für die Stadt Reinheim bedeutet das den Verlust von rund zwei Millionen Euro Gewerbesteuer.

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Die Stadt Reinheim und der Landkreis Darmstadt-Dieburg habe alles Erdenkliche getan, um Merz den Neubau zu ermöglichen, so heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung der Stadt Reinheim und des Landkreises Darmstadt-Dieburg.

So stellte Bürgermeister Manuel Feick dem Unternehmen nicht nur neue Zusagen der Stadt in Aussicht, unter anderem die Option einer Reduzierung der Gewerbesteuer für einen gewissen Zeitraum, sondern er bemühte auch die politischen Instanzen, von Fördertöpfen des Bundes bis hin zum Landtagsabgeordneten Bijan Kaffenberger (SPD), der mit dem hessischen Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) telefonierte und ihm dann auch schriftlich den Sachverhalt schilderte.

„Wir waren schon so weit, dass der Bauantrag eingereicht werden sollte, wir haben wirklich massiv für diesen Neubau gekämpft“, sagt Manuel Feick. Und Landrat Schellhaas bestätigt: „Aus meiner Sicht waren alle Hindernisse beseitigt.“ Nun ist alles anders.

Seit 1944 hat die Firma Merz ihren Standort in Reinheim.

Die Wurzeln des Unternehmens liegen in Groß-Bieberau. Firmengründer Friedrich Merz (1884-1979) hatte die Firma 1908 gegründet und zunächst in Frankfurt produziert. Während des Zweiten Weltkriegs verlegte er die Produktion 1944 wegen der Bombenangriffe näher an seinen Geburtsort Groß-Bieberau: nach Reinheim. Dort werden seit 1964 unter anderem die Merz Spezial Dragees hergestellt.

Die Familie Merz hinterließ noch weitere Spuren im Gersprenztal: 1920 half Friedrich Merz seinem Bruder Georg und Justus Krell bei der Gründung der Schreibwarenfirma Merz & Krell, die heute unter dem Namen Senator weltbekannt ist, aber seit 2016 nicht mehr zur Merz-Gruppe gehört. red

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