Foto: Sven Iwertowski, Redaktionsleiter

In diesen heißen Sommertagen erscheint der Klimawandel ganz greifbar: Eine Dürreperiode von mehreren Wochen, dann eine Regenzeit mit eher herbstlichem Wetter, Anfang dieser Woche dann der pralle Sonnenschein: Nicht nur Insassen einer Dachgeschosswohnung fühlen sich da besonders betroffen.

Das aber soll hier nicht Schwerpunkt sein, sondern ein Wandel anderer Art: Es ist das Verhalten des fortbewegungsbewussten Städters im Straßenverkehr. Auf dem Bürgersteig treffe ich in letzter Zeit E-Rollerfahrer. Kaum zu hören wieseln die Fahrer häufig durch die Menschenmenge, meist mit einem durchaus straßenwürdigen Tempo unterwegs, immer mit einer Hand an der Klingel statt an der Bremse.

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Das allein ist schon ein Problem, denn ein Kind oder ein betagterer Mitmensch kann nicht so schnell beiseite springen. Hinzu kommt jedoch die unangenehmere Eigenschaft, dass ein Hinweis auf das riskante Fahrverhalten mit nicht druckfähigen Worten quittiert wird. Was aber sorgt dafür, dass die Fahrer so lustlos bremsen und sich so gestört fühlen, wenn sie es doch tun müssen?

Ich vermute, es ist die Gewöhnung an das „freie Gefühl“ der ungehinderten eigenen Fortbewegung. Wer sich eine Weile mit 40 km/h fortbewegt, empfindet angepasstes Fahren als Störung, als Hindernis der freien Persönlichkeitsentfaltung. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier, und so erscheint der Wandel als eine stete Bedrohung der eigenen Persönlichkeit – auch, wenn man sich gerade eine neue Gewohnheit zugelegt hat.

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