Nun musste ich mal meinen Krimi in Ermangelung der Ausstrahlung über einen ansonsten flüssig übertragenden Sender auf einem Kanal anschauen, der laufende Ermittlungen mit nervender Werbung unterbricht, wenn es am spannendsten ist. Und da tauchte als erstes der Herr Jauch im Auftrag einer Versand-Apotheke auf und scannt mit seinem Smartphone süffisant einen QR-Code, was einem – via App zu besagtem Versender transferiert – am nächsten Tag neben Unterhosen, Kosmetik und veganen Produkten die auf E-Rezept verordneten Medikationen durch DHL und Co. zukommen lassen soll. Das Ganze mit einem freundlichen „Schönen Tach noch“.

Mehr persönliche Interaktion ist Luxus, der Ausfahrer muss schnell weiter. Nach dieser Werbung sank mein Interesse am Fortgang der kriminellen Geschehnisse gen Null. Das über Jahrhunderte aufwendige Studium der Pharmazie erscheint angesichts dieser anonym-virtuellen Abspeisung anscheinend unnötig gewesen zu sein. Herr Lauterbach ist ja auch der Meinung, dass für die Abgabe hochwirksamer Arzneimittel ein Kiosk ausreiche.

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Nun bin ich der Letzte, der sich gegen eine günstige Kosten-Nutzen-Abwägung verwahren würde, im Gegenteil. Nur: für Medikamente gelten die Vorschriften des Arzneimittelgesetzes, dessen Hauptzweck die Gewährleistung der Arzneimittelsicherheit ist. Sicherheit und Beratung sind die Hauptparameter in einer normalen Apotheke vor Ort, die es zu erfüllen gilt. Zum Beispiel kommt es durchaus ab und zu vor, dass eine Doppelverordnung eines Medikamentes erfolgt ist, da die Facharzt-Praxis keine Kenntnis der bereits erfolgten Verordnung desselben Arzneimittels durch die allgemeinmedizinische Praxis hatte und dasselbe nochmals verschreibt. Oder dass eine privat ohne Rezept genutzte Nahrungsergänzung sich nicht mit einer Arzneimittel-Verordnung verträgt.

Darauf weisen kompetente Mitarbeiter in der Apotheke dann schon hin und erklären auch eventuell, warum ein bestimmtes Antibiotikum nicht mit Milch runter gespült werden sollte. Ja und was ist mit den zwischenmenschlich sozialen Aspekten, wenn sich beim Besuch in der Apotheke ein persönliches Gespräch entwickelt.

Vielleicht hat dies der oder die eine oder andere schon mal erfahren, dass es tröstet, wenn einem zugehört wird. Mir liegt es abschließend am Herzen, Apotheker nicht dem Vorurteil von umsatzorientierten Krämern auszusetzen. Aus Sicht unseres Standes-Ethos sind wir am Heil der Menschen orientiert. Und da sollte man als Patient mal nachspüren, welche Motivation Herr Jauch für das Anraten eines anonymen Versandes von Medikamenten hat. Dr. Detlef Eichberg, www.detti-lama.de

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