Foto: Symbolbild, Pixabay

Erbach/ Odenwaldkreis. Regionales Bauen und Wissenstransfer in den ländlichen Raum – das war das Thema beim Odenwald-Dialog der Odenwald-Akademie. Unter dem Titel „#LandNeuDenken: Regionales Bauen – ein Fundament für die Zukunft?“ kamen am Mittwoch, 24. Mai, 130 Besucher in der Odenwaldhalle zu einer offenen Diskussion zusammen.

Im Fokus standen die vielen historischen Bauten im Odenwaldkreis, die von Buntsandstein, Schindeln und Fachwerk geprägt sind. Kritisch setzten die Podiumsteilnehmer sowie das Publikum sich mit Fragen auseinander, ob solche Gebäude überhaupt noch gefragt und bezahlbar, aber auch zeitgemäß sind, was angesichts gestiegener Baukosten, dem Fachkräftemangel im Handwerk, energetischen Anforderungen und den Auflagen des Denkmalschutzes immer schwieriger geworden sei.

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Als der Bürgermeister von Wanfried, Wilhelm Gebhard, sich 2009 gemeinsam mit einer fachkundig besetzten Bürgergruppe auf den Weg machte, in der nordhessischen Kleinstadt systematisch Leerstände und vom Verfall bedrohte Immobilien unter die Lupe zu nehmen, sah die Welt noch etwas anders aus. In seinem Input-Vortrag stellte Gebhard vor, wie bürgerschaftliche Anstrengungen und Verwaltungshandeln Hand in Hand eine Kommune voranbringen können. Die bis ins Ausland vorgedrungene Medienaufmerksamkeit hat die 4.200 Seelen-Kleinstadt über Grenzen hinweg bekannt gemacht. Zugelegt haben seitdem nicht nur die Einwohnerzahlen, sondern auch die touristischen Übernachtungen und Gewerbesteuereinnahmen. Gebhard, von Haus aus Betriebswirt und bis zum Amtsantritt 2007 im Außendienst tätig, weiß, worauf es ankommt: „Die Kommune hat die Pflicht, gesellschaftliches Engagement zu unterstützen.“

So sehen es auch Landrat Frank Matiaske, der an die intensive Bürgerbeteiligung bei der Erstellung des Kreisentwicklungsplans erinnerte, und Prof. Dipl.-Ing. Kerstin Schultz (Architektin BDA, Fachbereich Architektur an der Hochschule Darmstadt), die ihr Fachwissen seit etlichen Jahren für zukunftsfähige und alternative Wohnformen im ländlichen Raum zur Verfügung stellt.

„Bestand sichern bedeutet Vielfalt erhalten“, überschrieb sie ihr Plädoyer, möglichst alles dafür zu tun, mit kreativen Ideen auf wandelnde Lebens- und Wohnbedürfnisse zu reagieren. Einbezogen gehörten aber nicht nur ältere Gebäude, sondern auch mitunter überdimensionierte und weniger ästhetisch ansprechende Bauten aus den Nachkriegsjahrzehnten.

„Eine Menge des Bestands ist nicht schön“, lenkte sie die Aufmerksamkeit auf mehrgeschossige Einfamilienhäuser, die energetisch problematisch und oft nur noch von einer Person bewohnt seien. Dienlich erweise sich ein Blick in die Wohnleitlinien des Odenwaldkreises, ergänzte an dieser Stelle Landrat Frank Matiaske: „Es ist klar, dass im Kreis kleine seniorengerechte und barrierefreie Wohnungen fehlen. Viele Senioren sind bereit, ihre viel zu großen Häuser an Familien zu verkaufen, wenn für sie adäquater Wohnraum zur Verfügung stünde“.

„Der Trend zum Neubau hält weiter an“, bestätigte der Geschäftsführer der E. Engelhardt GmbH + Co. KG Hausbau in Erbach, Axel Engelhardt, die Frage von Jan Wörner zum Bauen nach individuellem Geschmack. Zu begrüßen seien die Erleichterungen zur Installation von Photovoltaikanlagen, so Axel Engelhardt, was auch auf denkmalgeschützte Gebäude zutreffe. Zu dieser und allen anderen Fragen rund um dieses sensible Thema Rede und Antwort stand Jutta Brod, die im Landesamt für Denkmalpflege Hessen für die Bau- und Kunstdenkmalpflege zuständig ist.

Die Odenwald-Akademie organisiert am 3. Juli um 19.30 Uhr im Haus der Energie in Erbach die Veranstaltung „#LandNeuDenken: Inspiriert! Powered by PechaKucha“. red

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