Eine leichte Übung: Polina Hordiienko vor einer Formel. Foto: Sven Iwertowski

Höchst. Im Zahlenraum bewegt sie sich wie ein Fisch im Wasser – die 14-jährige Polina Hordiienko aus der Klasse G8b von der Ernst-Göbel-Schule hat sich für die Mathematik-Olympiade gemeldet und steht nun im Hessenfinale, das am 23. und 24. Februar in Gießen stattfindet.

Die Mathematik-Olympiade läuft parallel zum Mathematikwettbewerb der achten Klassen, ist aber im Gegensatz zu diesem freiwillig. Auch in den Aufgaben gibt es Unterschiede: Während im Wettbewerb das Wissen abgefragt wird, geht es bei der Olympiade auch darum, kreative Ansätze zur Problemlösung zu finden.

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Hordiienko war zunächst unsicher, ob sie die Herausforderung besteht, aber sie mag Wettbewerbe und dachte sich: „Ich habe nichts zu verlieren“. So beschäftigte sie sich in den ersten beiden Runden auf Schul- und Kreisebene mit mathematischen Aufgaben, die so nicht einmal in der Oberstufe vorkommen. Das Vorbereitungstreffen am letzten Wochenende, bei dem sie die anderen Teilnehmer kennenlernte, hat ihr neuen Mut gemacht, sie rechnet sich gute Siegchancen aus.

Polina Hordiienko nach der Übergabe der Urkunde für die zweite Runde durch Schulleiterin Marion Braun und Betreuer Markus Kreh. Foto: Thomas Raupach

Dabei hatte Polina Hordiienko keine günstigen Startbedingungen. Bis zum Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 lebte sie in einer größeren Stadt im Nordosten Kiews. Schon am ersten Kriegstag floh sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester zu Fuß in ein nahes Dorf. Einmal, so schildert Hordiienko, sei eine Rakete 30 Meter über ihren Kopf hinweggeflogen, die Tage und Nächte waren vom Geräusch einschlagender Bomben bestimmt. Freunde organisierten eine Weiterreise nach Deutschland, der Vater musste in der Ukraine bleiben.

In Deutschland fanden die drei Frauen Unterschlupf bei der Tante im Odenwald, bevor sie in eine eigene Wohnung in Höchst ziehen konnten. Ihr erstes Wort auf Deutsch, „Mutter“, lernte sie auf dem Weg. Ihre Mutter hat eine Arbeit als Fräserin in einer Fabrik gefunden.
Die Lieblingsfächer des Mathe-Asses sind neben Mathematik auch Physik, Chemie und Geschichte. Auch sonst steht Hordiinko in den meisten Fächern auf einer glatten Eins.

In ihrer Freizeit nutzt Polina Hordiienko jede Chance: Sie macht Leichtathletik und hat bereits zwei goldene Sportabzeichen, spielt leidenschaftlich gerne Klavier und Akkordeon, und auch Schach zählt zu ihren Hobbys – Interessen, bei denen ihr die Ernst-Göbel-Schule mit einem vielfältigen Angebot einen Nährboden bietet.

Wenn Polina sich im Hessenfinale bewährt, geht es auf die Bundesebene, wo sich die besten jugendlichen Mathematiker der Republik miteinander messen. Sven Iwertowski

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