Foto: Aleksandar Kerošević

Bad König-Zell. Punkt 11 Uhr am Mittwochvormittag erschütterte eine kontrollierte Sprengung das Tal bei Bad König-Zell: Die in die Jahre gekommene Zeller Brücke an der Bundesstraße 45 wurde gezielt zum Einsturz gebracht. Nur drei Monate nach der plötzlichen Vollsperrung Ende April ist damit der Weg für den dringend notwendigen Neubau der maroden Talbrücke frei – ein ungewöhnlich schneller Schritt in der deutschen Verkehrsinfrastruktur.

„Üblicherweise hätte es dreieinhalb Jahre gedauert, bis eine solche Brücke zurückgebaut ist – wir machen dies hier in drei Monaten“, sagte Kaweh Mansoori (SPD), Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sowie stellvertretender Ministerpräsident, bei der Sprengung vor Ort. Die Projektsteuerung liegt bei Hessen Mobil. Noch bis Mitte September soll der Bauschutt abtransportiert und die Baustellenfläche geräumt werden. Bereits ab dem 18. August ist – bei planmäßigem Verlauf – die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs unter der ehemaligen Brücke möglich.

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Minister Kaweh Mansoori nutzte den Termin auch für einen verkehrspolitischen Ausblick. „Es braucht Mobilität für alle“, betonte er und verwies auf Rekordinvestitionen in den öffentlichen Nahverkehr. „Wir haben letztes Jahr eine Finanzierungsvereinbarung mit den drei Verkehrsverbünden in Hessen geschlossen: Fast 4 Milliarden Euro fließen in Busse und Bahnen in Hessen – das ist ein Rekord, das hat es in dieser Höhe noch nie gegeben.“

Im Rahmen der Sprengung wurde auch ein Memorandum veröffentlicht, das die IHK Darmstadt und die VhU gemeinsam initiiert haben. Es ruft dazu auf, die breite Einigkeit nicht nur für das Ziel eines schnellen Brückenneubaus, sondern auch über den gesamten Planungs- und Umsetzungsprozess hinweg zu wahren. Konkret fordert das Papier eine Vermeidung langwieriger Genehmigungsverfahren und die unbürokratische Bereitstellung von Ressourcen. Ziel sei es, aus dem Ausnahmefall in Zell ein Modell für schnellere Infrastrukturprozesse im ganzen Land zu
machen.

Christian Jöst, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt, betonte: „Das bisherige Tempo der Abrissarbeiten stimmt uns trotz der extrem schwierigen Situation für die vielen betroffenen Unternehmen im Odenwald positiv.“ Er lobte das pragmatische Vorgehen von Politik und Verwaltung, forderte aber zugleich, dass auch der geplante Neubau „von diesem Geist getragen werden“ müsse. Der Ausfall der Brücke habe die Erreichbarkeit und Lieferketten im Odenwald erheblich beeinträchtigt.

Ähnlich äußerte sich Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU): „Die in die Jahre gekommenen Straßen und Brücken müssen zügig saniert und zukunftsfähig gemacht werden.“ Mang forderte eine nachhaltige Infrastrukturpolitik mit beschleunigten Planungs- und Genehmigungsverfahren: „Nur mit einer guten und leistungsfähigen Infrastruktur können die vielen tausend Unternehmen in Hessen erfolgreich sein und den Wohlstand in unserem Land sichern.“

Rückendeckung kommt auch aus der Landespolitik: Der Odenwälder FDP-Landtagsabgeordnete Moritz Promny sprach sich in einer eigenen Pressemeldung für ein grundsätzliches Umdenken in der hessischen Infrastrukturpolitik aus.

Die Zeller Brücke, 1961 erbaut, war am 29. April 2025 nach der Entdeckung von Rissen im Beton kurzfristig voll gesperrt worden. Die Sperrung betrifft seither nicht nur die Bundesstraße, sondern auch den Bahnverkehr auf der Strecke Frankfurt–Eberbach. Besonders Teile des Odenwaldkreises sind von der Unterbrechung massiv betroffen.

Mit der erfolgreichen Sprengung ist nun der erste große Schritt hin zu einer wiederhergestellten Verkehrsanbindung getan – unter enger Beobachtung vonseiten der Öffentlichkeit, Wirtschaft und Politik. Aleksandar Kerošević

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