Wie lange die Durchfahrt in Bad König-Zell gesperrt sein wird, ist noch ungewiss. Foto: Redaktion

Bad König. Wer in diesen Tagen durch Bad Königs Stadtteil Zell spaziert, hört vor allem eines: nichts. Wo sich noch vor wenigen Wochen Stoßstange an Stoßstange reihte, herrscht nun gespenstische Ruhe. Die Straße An der Alten Schule, sonst Nadelöhr des Odenwaldverkehrs, ist seit dem vergangenen Wochenende voll gesperrt. Seit der Sprengung der Brücke im April wälzte sich eine endlose Blechlawine durch den engen Ortskern. Rund tausend Fahrzeuge pro Stunde – darunter viele Lkw, die dort gar nichts zu suchen haben – verwandelten die kleinen Straßen in eine rollende Belastungsprobe. Nun ist Schluss damit. Nur Anwohner dürfen noch über eine Rettungsgasse zu ihren Häusern. Für alle anderen gilt: Umweg fahren. Der Verkehr nach Michelstadt wird derzeit über Vielbrunn oder WeitenGesäß umgeleitet – rund 15 Kilometer mehr pro Strecke. Bürgermeister Frank Hofferbert spricht von einer „notwendigen, aber schmerzhaften Entscheidung“. Noch sei unklar, wie groß das Ausmaß der Schäden tatsächlich ist. „Wir rechnen damit, dass die Sperrung länger dauern könnte, als zunächst angenommen“, so Hofferbert im Gespräch mit dem Odenwälder Journal. Auch der Winterdienst müsse neu organisiert werden. Eine Prognose wagt er nicht, doch bis spätestens zum Wochenende soll feststehen, wie es weitergeht. Während sich Autofahrer auf Geduld einstellen müssen, kämpfen die örtlichen Betriebe ums Überleben. Hannelore Klein, Inhaberin des traditionsreichen Gasthofs Zur Krone, bringt es auf den Punkt: „Für uns ist das eine Katastrophe. Die Laufkundschaft bleibt weg, die Gäste finden kaum noch den Weg zu uns.“ Ihre Mitarbeiter seien gezwungen, große Umwege in Kauf zu nehmen, um überhaupt pünktlich zur Arbeit zu kommen. Klein fordert, die Sperrung solle künftig nur für Lkw gelten – „die sind schließlich das Hauptproblem“. Auch in der Bäckerei Back-Ecke spürt man die Folgen: weniger Kundschaft, weniger Umsatz. Und viele Zeller atmen trotz allem nur kurz auf, denn die Ruhe hat ihren Preis. Das Zentrum gleicht einer Sackgasse, die Region ist verkehrlich abgehängt. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob sich das Provisorium bewährt – oder ob Zell auf eine längere verkehrsfreie Zeit zusteuert. Sicher ist nur eines: Für die Menschen in Zell bedeutet diese Sperrung weit mehr als eine Umleitung. Sie ist ein tiefer Einschnitt in den Alltag eines ohnehin geplagten Ortsteils. Aleksandar Kerošević

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