
Odenwaldkreis. Pfingsten – das Fest des Heiligen Geistes – markiert im christlichen Kalender den Abschluss der Osterzeit und wird oft als „Geburtstag der Kirche“ bezeichnet.
Es erinnert an die Aussendung des Heiligen Geistes und steht sinnbildlich für Aufbruch, Gemeinschaft und neues Leben. Doch Pfingsten hat auch tiefere kulturelle Wurzeln – etwa im germanischen Glauben an Wasser- und Quellgeister, denen zu Ehren man Brunnen und Quellen schmückte.
Dieser uralte Brauch – der vom später aufkommenden Christentum für das Pfingstfest angeeignet wurde, um das Wasser als Quelle allen Lebens zu feiern – hat sich mancherorts erhalten und wird in Erbach im Odenwald jedes Jahr aufs Neue mit Leben erfüllt.
Der Ursprung des Brunnenschmückens geht zusätzlich auf eine alte Überlieferung zurück: Für Erbach ist überliefert, dass nach einer großen Trockenheit die versiegten Brunnen der Stadt pünktlich zu Pfingsten wieder zu fließen begannen und zum Dank dafür alljährlich zu diesem Fest geschmückt wurden.
Es war der Erbacher Ludwig Stellwag, der vor vielen Jahren die Anregung gab, diesen lange nicht mehr gepflegten Brauch wieder aufleben zu lassen.
Pünktlich zum Pfingstwochenende verwandeln sich die Brunnen der Erbacher Altstadt in kunstvoll geschmückte Schmuckstücke. Verantwortlich für den festlichen Pfingstschmuck sind ortsansässige Vereine, die sich ehrenamtlich als Brunnenpaten engagieren.
In diesem Jahr werden die Brunnen am 6. Juni mit frischem Birkenlaub, farbenfrohen Bändern und einem individuellen Brunnenspruch verziert.
Am darauffolgenden Tag, 7. Juni, findet um 10.30 Uhr ein öffentlicher Stadtrundgang statt, bei dem alle Brunnen feierlich eingeweiht werden.
Startpunkt ist der Brunnen an der südlichen Lustgartenmauer. Dort beginnt die Runde, bei der jeder Verein seinen Brunnenspruch verliest – als Dank überreicht die Stadt den Paten einen getöpferten Trinkbecher.
Mit dabei sind: die Chorvereinigung Liedertafel (Brunnen an der südlichen Lustgartenmauer), die Hans-von-der-Au-Trachtengruppe (Marktplatzbrunnen), die DRK-Ortsgruppe Erbach (Schlossgrabenbrunnen), der Gänsgretelverein Gi-Gack (Gänsgretelbrunnen – Straße „Am Badbrunnen“) sowie die evangelische Kirche Erbach (Städtelbrunnen). Aleksandar Kerošević



