Foto: Aleksandar Kerošević

Odenwaldkreis. Das geplante Ende für neue Benziner und Diesel ab 2035 sorgt bundesweit für Diskussionen – und der Rückhalt dafür ist überschaubar. Laut einer aktuellen Umfrage wünscht sich fast die Hälfte der Deutschen, dass die Bundesregierung den EU-Beschluss zurücknimmt. Nur ein gutes Viertel steht voll hinter dem Ausstieg. Neben der politischen Debatte wird vor allem die unzureichende Ladeinfrastruktur als Hemmschuh genannt: In fast jeder zweiten Kommune gibt es bis heute keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt. Wie aber sieht es im Odenwald aus, wo Auto und Mobilität traditionell einen hohen Stellenwert haben? Die Skepsis ist spürbar, bestätigen Händler aus der Region. „Unsere Kunden möchten mehrheitlich immer noch lieber Verbrenner kaufen“, sagt Henry Schmied, Verkäufer bei Auto Böhm in Erbach. Der Marktanteil reiner Elektroautos lag dort im vergangenen Jahr gerade einmal bei 3,4 Prozent, bei Plug-in-Hybriden bei 8,6 Prozent – knapp 88 Prozent entschieden sich für klassische Benziner oder Diesel. Dennoch sieht Schmied gute Chancen: „Gerade im ländlichen Raum sind die Voraussetzungen eigentlich ideal, viele haben Stellplätze mit Wallbox und eher kurze Fahrstrecken.“ Bei Thierolf Automobile in Michelstadt fallen die Zahlen schon etwas anders aus. „Etwa 25 Prozent Elektro, fünf Prozent Plug-in, der Rest Verbrenner“, berichtet Verkaufsberater Markus Gimbel. Hauptsorge seiner Kunden sei weniger der Preis oder die Reichweite, sondern die öffentliche Ladeinfrastruktur – insbesondere auf längeren Strecken. Typische E-Auto-Käufer im Odenwald sind laut Gimbel vor allem Hauseigentümer mit eigener Solaranlage. Auch Max Lohnes, Prokurist und Verkaufsleiter beim Treffpunkt Thierolf in Michelstadt, sieht eine wachsende Offenheit: „Bei uns liegt der Anteil rein elektrischer Fahrzeuge bei rund 25 Prozent, Hybride kommen auf 15 Prozent, Verbrenner auf 60 Prozent.“ Reichweitenprobleme spielten kaum noch eine Rolle, betont er: „Die Modelle haben in den letzten Jahren deutlich zugelegt, und attraktive Leasingraten nehmen vielen die Angst vor hohen Kosten.“ So bleibt das Bild zwiespältig: Während immer mehr Odenwälder E-Autos als echte Alternative wahrnehmen, hält die Mehrheit nach wie vor am Gewohnten fest. Die Entscheidung für oder gegen den Wechsel hängt weniger an Ideologie – sondern an Alltagstauglichkeit, Ladezugang und nicht zuletzt am Geldbeutel. Aleksandar Kerošević

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