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Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder, kurz GGL, hat ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2024 vorgelegt. Und der hat es in sich. Die Ausführungen drehen sich nicht nur um Paragrafen und Prüfverfahren, sondern zeigen deutlich, wie sich der Markt entwickelt und wo es noch hakt.

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Mal geht es ordentlich bergauf, mal läuft es eher quer. Die Regulierung bleibt anspruchsvoll, die Lage komplex und die Zukunft ungewiss. Denn längst ist klar, dass der Glücksspielstaatsvertrag auf dem Prüfstand steht. In zwei Jahren steht die große Bilanzierung an und zwei Jahre später fällt die Entscheidung über seine Verlängerung.

Legales Wachstum bei gleichzeitigem Gegenwind – der Markt im Überblick

Der regulierte Glücksspielmarkt in Deutschland bringt es im Jahr 2024 auf einen Bruttospielertrag von rund 14,4 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von etwa fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Vor allem das digitale Spiel treibt die Zahlen nach oben. Allein im Bereich der Online-Sportwetten kamen rund 1,3 Milliarden Euro zusammen. Die virtuellen Automatenspiele steuerten etwa 600 Millionen Euro bei. Insgesamt entfielen damit 3,5 Milliarden Euro auf den Online-Sektor, ein erheblicher Anteil am Gesamtumsatz.

Auch der Staat profitiert kräftig, denn rund sieben Milliarden Euro an Steuereinnahmen wurden aus dem regulierten Bereich generiert. Dennoch bleibt ein Problem bestehen, der Anteil der lizenzierten Anbieter macht lediglich etwa 28 Prozent des Gesamtmarkts aus.

Diese Zahl zeigt deutlich, dass ein erheblicher Teil des Geschäfts an anderen Stellen stattfindet. Der legale Markt wächst, allerdings nicht so stark, wie es sich die Regulierungsbehörde wünschen würde.

Illegale Angebote florieren weiterhin

Ein Blick in den nicht genehmigten Teil des Glücksspielmarkts zeigt ein deutliches Bild. Nach Einschätzung der GGL liegt der Bruttospielertrag allein im riskanten Online-Segment bei 500 bis 600 Millionen Euro. Gemeint sind vor allem virtuelle Automatenspiele und Online-Casinos, die ohne GGL Lizenz operieren.

Erfasst wurden insgesamt 212 Anbieter, die mit knapp 860 Glücksspielseiten im Netz präsent sind. Viele dieser Plattformen richten sich ausdrücklich an deutsche Nutzer. Standorte wie Curaçao oder Gibraltar dienen dabei als rechtlicher Schutzschirm. In Ländern mit deutlich lockerer Regulierung gelten andere Maßstäbe, zum Nachteil für den Spielerschutz.

Die Attraktivität dieser illegalen Angebote ergibt sich oft aus dem vermeintlich besseren Spielerlebnis, denn dort gibt es keine nervigen Wartezeiten, keine Einzahlungsgrenzen, dafür aber Jackpots, Autoplay-Funktionen und hohe Rückzahlungsquoten. Dass auf diesen Seiten kaum jemand kontrolliert, wie viel gespielt wird oder ob problematische Verhaltensmuster entstehen, fällt dabei unter den Tisch. Was glänzt, ist nicht immer Gold. Und was bequem wirkt, kann auf Dauer teuer werden.

Das Ziel bleibt ehrgeizig – deshalb stockt die Kanalisierung

Im Mittelpunkt der Regulierung steht ein klares Ziel. Spieler sollen nicht auf zufällige Weise landen, sondern gezielt im regulierten Markt ankommen, also bei Anbietern, die sich an geltendes Recht halten. Nach aktuellem Stand gelingt das nur bedingt. Nur etwa die Hälfte der Umsätze im Online-Glücksspiel landet bei legalen Anbietern. Die restlichen Gelder fließen an Plattformen ohne Lizenz.

Eine wichtige Ursache liegt in den strengen Vorgaben des legalen Systems. So sind monatliche Einzahlungslimits von 1.000 Euro verpflichtend. Zudem gilt eine Mindestdauer von fünf Sekunden zwischen zwei Spielrunden, was viele als störend empfinden.

Funktionen wie Autoplay oder progressive Jackpots sind untersagt. Auch die Rückzahlungsquoten fallen meist niedriger aus. Unter dem Strich wirkt das legale Angebot aus Sicht vieler Nutzer weniger attraktiv. Dadurch verliert es nicht nur Marktanteile, sondern auch Vertrauen.

Verbote, Sperren und digitale Hebel gegen den Schwarzmarkt

Trotz aller Schwierigkeiten bleibt die GGL nicht untätig. Im Jahr 2024 wurden über 230 Untersagungsverfahren angestoßen. Etwa 1.700 Glücksspielseiten kamen auf den Prüfstand. In rund 450 Fällen kam es zu konkreten Maßnahmen. Zusätzlich wurden über 650 Domains mithilfe von Geo-Blocking unzugänglich gemacht.

Darüber hinaus setzt die Behörde auf DNS-Sperren, die in Zusammenarbeit mit Internetanbietern umgesetzt werden. Wer also versucht, auf eine gesperrte Seite zuzugreifen, stößt in vielen Fällen auf eine Barriere.

Besonders wirksam zeigt sich zudem das sogenannte Payment-Blocking. Finanzdienstleister erhalten die Anweisung, Zahlungen an illegale Anbieter zu stoppen. Seit Herbst 2024 wurde auch ein Werbeerlass eingeführt, der das Umfeld nachhaltig verändert hat. Nur Anbieter mit offizieller deutscher Lizenz dürfen über Google Werbung schalten. Illegale Angebote sind damit aus vielen Anzeigenbereichen verschwunden. Die Sichtbarkeit des regulierten Markts verbessert sich Schritt für Schritt, auch wenn technikaffine Nutzer nach wie vor Schlupflöcher finden.

Neue Instrumente im Spielerschutz – Risikomuster als Handlungsimpuls?

Ein zentrales Element im Bericht ist der Spielerschutz. Die GGL setzt dabei zunehmend auf digitale Frühwarnsysteme. Ein besonders vielversprechender Ansatz sind die sogenannten Markers of Harm. Dabei handelt es sich um Verhaltensmuster, die auf problematisches Spielverhalten hinweisen können. Wer beispielsweise in kurzen Abständen hohe Beträge einzahlt oder nachts besonders aktiv ist, fällt unter diese Beobachtung.

Die Marker sind in den Systemen der Anbieter eingebettet. Erkennt das System ein auffälliges Muster, wird automatisch eine Reaktion ausgelöst. Das kann eine Kontaktaufnahme durch den Anbieter sein, eine Limitreduzierung oder in manchen Fällen auch eine Sperre.

Großereignisse als Stressprobe

Große Sportereignisse bringen nicht nur Rekorde im Stadion und in der Wirtschaft, sondern auch Spitzenwerte im Wettverhalten. Die Fußball-Europameisterschaft 2024 bildete hier keine Ausnahme. Auch die Olympischen Spiele sorgen für erhöhte Aktivität auf Wettplattformen, besonders bei Online-Anbietern.

Parallel dazu nimmt das Werbeaufkommen spürbar zu. Anbieter investieren massiv in Sichtbarkeit. Ob auf Plakatwänden, in Podcasts oder auf Streaming-Plattformen, die Präsenz ist kaum zu übersehen. Die GGL hat im Zuge dessen ihre Überwachung intensiviert.

Gemeinsam mit Medienanstalten und Plattformbetreibern wurde darauf geachtet, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.

Erste Erkenntnisse aus der EM-Auswertung zeigen, wo es noch Lücken gibt. Diese sollen künftig geschlossen werden, etwa durch gezieltere Echtzeitüberwachung und proaktive Maßnahmen. Großveranstaltungen gelten damit nicht nur als Umsatzmotor, sondern auch als regulatorische Belastungsprobe.

Das bedeuten die Jahre 2026 und 2028 für die Glücksspielpolitik Im Jahr 2026 wird Bilanz gezogen und dann prüfen die Länder, ob die gesetzten Ziele des Glücksspielstaatsvertrags erreicht wurden. Dabei stehen drei Punkte im Fokus, die Kanalisierung des Markts, der Spielerschutz und die Eindämmung illegaler Angebote.

Zwei Jahre später endet die Laufzeit des aktuellen Vertrags. Die Länder müssen dann entscheiden, ob sie das bestehende Modell fortsetzen oder anpassen. Eine dritte Option steht ebenfalls im Raum, nämlich der Rückzug in föderale Einzelregelungen. Ob dieser Schritt realistisch ist, bleibt abzuwarten.

Die GGL spricht sich klar für einheitliche Lösungen aus. Der regulatorische Flickenteppich vergangener Jahre hat zu viel Chaos hinterlassen. Einheitliche Standards, zentrale Zuständigkeiten und transparente Verfahren gelten aus Sicht der Behörde als alternativlos. Wie sich die Politik positioniert, wird sich zeigen. Die nächsten Jahre werden entscheidend für die Zukunft des Glücksspiels in Deutschland. red

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