Michelstadt. Ein bewegendes Zeugnis der Stadtgeschichte ist kürzlich nach Michelstadt zurückgekehrt: Bürgermeister Dr. Tobias Robischon erhielt den Originalbrief der ehemaligen jüdischen Mitbürgerin Bella Straus aus dem Jahr 1946. Das Dokument war an den früheren Nachkriegsbürgermeister Adam Wöber adressiert und wurde nun von dessen Schwiegersohn übergeben. Der Brief gewährt Einblick in das Schicksal der Familie Straus, die über Generationen in Michelstadt lebte und durch ihren Viehhandel zu den angesehensten Bürgern der Stadt zählte. Tochter Bella gelang 1937 die Flucht in die USA, während ihre Eltern Emil und Frieda Straus zurückblieben. Nach der Pogromnacht 1938, in der ihr Haus geplündert und zerstört wurde, wurden die Eltern 1942 deportiert und vermutlich im Vernichtungslager Bełżec ermordet. In ihrem bewegenden Schreiben dankt Bella Straus dem damaligen Bürgermeister Adam Wöber dafür, dass er sich in der schwierigen Zeit um ihre Eltern gekümmert hatte. Er war der letzte menschliche Kontakt für Emil und Frieda Straus und half nach dem Krieg auch bei den Wiedergutmachungsverfahren. Bürgermeister Robischon betonte die Bedeutung des Dokuments: „Dieser Brief ist ein wertvolles Stück Michelstädter Geschichte. Er zeigt, dass Erinnerung immer auch Verantwortung bedeutet.“ red




