Michelstadt. Die Idee des Roten Kreuzes entstand aus einer menschlichen Erschütterung: 1859 erlebt der Schweizer Henry Dunant auf dem Schlachtfeld von Solferino unvorstellbares Leid verwundeter Soldaten. Aus diesem Erlebnis erwuchs sein Appell, freiwillige Hilfsorganisationen zu gründen – neutral, unparteiisch und allein dem humanitären Gedanken verpflichtet. 1863 wurde in Genf das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gegründet, 1864 folgte die erste Genfer Konvention. Seither
bilden sieben Grundsätze das Fundament der Bewegung: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität.
Auch in Deutschland fasste diese Idee bald Fuß. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstanden Sanitätskolonnen, Wasserrettungsdienste und lokale Rotkreuzvereine. 1921 schlossen
sie sich zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) zusammen, das nach den Verwerfungen des Zweiten Weltkriegs neu aufgebaut wurde. Heute steht das DRK für Rettungsdienst, Katastrophenschutz und soziale Hilfe – getragen von Hunderttausenden Ehrenamtlichen.
Im Odenwald ist das Rote Kreuz fest verankert – etwa durch den DRK-Kreisverband Odenwald, der bis heute wichtige Aufgaben im Rettungsdienst, in der Ausbildung und im Katastrophenschutz erfüllt. Besonders sichtbar wird der Geist des Roten Kreuzes derzeit in Michelstadt, wo der Ortsverein sein 100-jähriges Bestehen feiert.
Statt einer großen Jubiläumsgala hat sich der Verein für ein Geschenk an die Allgemeinheit entschieden: Ein automatischer externer Defibrillator (AED) wird angeschafft und an einem zentralen Ort installiert – „dort, wo das Leben pulsiert“, wie der zweite Vorsitzende Michael Mönch betonte. Das Gerät kann im Notfall von Laien bedient werden und hilft, lebensbedrohliches Kammerflimmern zu beenden. Die Michelstädter Rotkreuzler übernehmen dabei nicht nur Anschaffung und Wartung, sondern setzen ein Zeichen praktischer Menschlichkeit. Auch im Alltag zeigt sich ihr Engagement: Bei Festen sichern sie Veranstaltungen sanitätsdienstlich ab, leisten Erste Hilfe bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und besuchen regelmäßig Kindergärten, um Kindern die Angst vor Blaulicht und Trage zu nehmen. Mit neuen Kursangeboten und einer erfolgreichen Werbeaktion, die die Zahl der Mitglieder im Kreisverband auf rund 10.000 steigen ließ, beweist das DRK, dass Ehrenamt lebt.
Hundert Jahre nach dessen Gründung bleibt das Rote Kreuz in Michelstadt damit das, was es immer war: ein Ort, an dem Helfen kein Ereignis, sondern Haltung ist. Aleksandar Kerošević




