Foto: Clarissa Yigit

Ein neuer Tag an der Ernst-Göbel-Schule. Ein Teil der Abitur-Prüfungen sind bereits geschafft, dennoch sind Schüler, Lehrer und Eltern immer noch nicht in Feierlaune. Sie sind nun bereits seit Monaten mit der dortigen Schulsituation unzufrieden. Gespräche mit der Schulleitung werden abgebrochen oder nicht wahrgenommen. Daher haben Eltern und Schüler am Freitag (20.05.) einen erneuten Versuch gestartet, mit der Schulleitung ins Gespräch zu kommen – Ergebnis eher ernüchternd. 

Alle Schüler und Eltern, die entweder an der geplanten Kundgebung teilnehmen oder sich einfach nur solidarisieren wollen, sind in weißen T-Shirts erschienen. „Das zeigt, wie viele Schüler nicht am Streik teilnehmen können oder wollen und trotzdem hinter uns stehen. Das ist einfach genial.“, erklärt Finn Meister, Oberstufensprecher der EGS, begeistert. „Das zeigt den Rückhalt der Schüler.“, stimmt auch der Vorstand der Schüler-Vertretung (SV), Philipp Hartmann, zu. 

Kundgebung der Eltern wird zum Marsch durch Höchst

Dennoch verlief der Morgen nicht so, wie geplant. Den Eltern, die ihre Kinder mit einer kleinen Kundgebung in den beiden ersten Unterrichtsstunden unterstützen wollten, wurde untersagt, ihren Unmut auf dem Schulgelände kund zu tun. Sie würden den Unterricht stören. „Wir sind des Geländes verwiesen worden.“, empört sich Gudrun Gebhardt, Kreis-Eltern-Vorsitzende, über die Reaktion des Schulleiters Ralf Guinet und verweist auf ein Video, welches dies belegt. 

Wie auf Nachfrage dieser Redaktion bei der Polizei in Höchst verlautet, hat der Elternbeirat einen Kundgebungsmarsch durch die Straßen von Höchst schon im Vorfeld angekündigt, da damit zu rechnen war, dass Schulleiter Ralf Guinet von seinem Hausrecht gebrauch machen würde. Somit war diese Reaktion für alle Beteiligten absehbar. Für die Sicherheit der Eltern kam daher die Polizei während des Zuges durch Höchst zum Einsatz. Während der späteren Kundgebung der Schüler fuhr ab und an ein Streifenwagen am Schulgelände vorbei; kurzweilig verweilte auch ein Polizist vor der Schule, um die Situation zu beobachten. Laut Aussage der Polizei Höchst wurde dieser aber nicht von der Schulleitung einbestellt.

Minderjährige Schüler auf eigene Verantwortung vom Schulgelände verwiesen

Aber auch der Aufruf nach Schulfrieden und mehr Kommunikation zwischen Schulleitung und Schülern wird von Ralf Guinet an diesem Tag nicht toleriert. „Wir wurden gerade auch vom Schulgelände verwiesen, sofern wir weiter streiken wollen.“, fühlt sich Finn Meister brüskiert. Die Schüler, die weiterhin streiken wollen – unter ihnen viele minderjährige Kinder – müssten dies auf eigene Verantwortung vor dem Schulgelände tun. Die Schüler seien zu laut und würden die Haupt-, Real,- und Förderschüler während ihrer Vorbereitungen für die Prüfungen stören. „Herr Guinet hätte eigentlich alle Eltern über den Verweis vom Schulgelände informieren müssen.“, kommentiert Angelina – Schülerin der EGS – den Platzverweis Minderjähriger. „Die Prüfungen für Haupt- und Realschule sind erst nächste Woche. Wir vertreten doch die Schüler.“, empört sich auch der Oberstufensprecher. „Der Schulfrieden wird nicht durch uns, sondern durch die Schulleitung gestört.“, regt er sich weiter auf. Allerdings kehren alle Schüler bald wieder auf den Pausenhof zurück und verbleiben dort in einem friedlichen und ruhigen Sitzstreik.

Lehrerin fürchtet um ihre Anstellung, weil sie Schüler zur SV-Gespräch begleitete

Ein weiter Vorfall in dieser Woche lässt die Wut der Schulelternbeirätin Romy Müller und Gudrun Gebhardt erneut hochkochen. „Am vergangen Mittwoch hatte die Schulleitung zu einem Gespräch mit der SV geladen.“, erklärt Müller. Da die Schüler nicht alleine zur Schulleitung gehen wollten, sollten eigentlich zwei Vertrauenslehrer mit kommen. „Diese wurden jedoch nicht für diese Zeit vom Unterricht freigestellt.“, ergänzt Müller weiter. 

Auch Oberstufensprecher Finn Meister sowie Kreis-Eltern-Vorsitzende Gudrun Gebhardt bestätigen diesen Ablauf. Daher haben sich eine Lehrerin sowie eine Mutter kurzfristig bereit erklärt, die Schüler der SV für das Gespräch zu begleiten. Ebenfalls anwesend sei, mit Einwilligung der Schulleitung, Eva-Maria Heldmann gewesen.

Die Anwesenheit der Lehrerin und dem Elternteil sei nach Auskunft von Müller als auch einigen Beteiligten der SV seitens der Schulleitung nicht gewünscht gewesen; beide seien vorher nicht angemeldet gewesen. Daher habe die Schulleitung die beiden ungeladenen Gäste aufgefordert, den Raum zu verlasen. Die Lehrerin habe jetzt Angst, dass die Schulleitung ihre Stelle nicht verlängere, äußert sich Philipp Hartmann, Vorstand der SV, zur Lage. Auf Grund dieses „Rauswurfs“ wurde zudem das Gespräch abgebrochen.

Unmut macht sich bei Eltern und Lehrern breit

„Was an dieser Schule geschieht, ist kriminell. Ich rede hier draußen als Bürger, nicht als Lehrer. Und wenn ich meine Arbeit verlieren. Das ist mir jetzt auch egal.“, macht sich ein Lehrer der Ernst-Göbel-Schule Luft vor dem Schulgelände.

Auch mehrere Eltern lassen ihrem Unmut freien Lauf. Ein Vater sagt beispielsweise, er würde, wenn er noch ein Kind in der vierten Klasse hätte, sich dreimal überlegen, es auf diese Schule zu schicken. „Die Schule ist nachhaltig beschädigt.“ Eine weitere Mutter ärgert sich über das Verhalten von Schulleiter Guinet, als dieser ihre minderjährige Tochter zu einem vier-Augen-Gespräch in sein Büro einbestellte. „Es ging um eine Audio-Datei, die ich kurz veröffentlichte und wieder löschte.“, erklärt Lea, die Tochter. Man könne doch keine Minderjährige Schülerin in die Mangel nehmen, verlautet es weiter.  

Schulleiter möchte sich nicht äußern

Georg Grabowski, Sozialpädagoge an der EGS, äußert hingegen Bedenken, dass etwas schulinternes nach außen getragen würde. Zudem verteidigt er das Vorgehen Guinet`s währen des Gesprächs mit der SV und der dabei anwesenden Lehrerin in einer hitzigen Diskussion mit der Kreis-Eltern-Vorsitzenden und einigen Eltern.

Schulleiter Ralf Guinet möchte sich gegenüber dieser Redaktion zunächst nicht äußern und verweist darauf, dass er eine Pressemitteilung senden werde (diese lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor – Anm. d. Red.).

Zusätzlich betont er, dass es keine Stundenplanänderungen gegeben habe und die „Demo der Eltern nicht bei uns angekündigt wurde.“ Somit würden die Schüler den Unterricht stören, wenn diese weiter auf dem Schulgelände demonstrieren. 

Abschließend sind sich die demonstrierenden Schüler dennoch einig, dass sie keine Angst vor Konsequenzen haben.

Clarissa Yigit

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